Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat.
Studien zur juristischen und politischen Theorie absolutistischer Herrschaftsrepräsentation

Miloš Vec

Ius Commune Sonderheft 106
Frankfurt am Main: Klostermann 1998. X, 549 S., 7 Abb.

ISSN: 0175-6532
ISBN: 3-465-02940-2


Macht ohne Selbstdarstellung ist schlechthin nicht vorstellbar. Unter dem Namen "Zeremonialwissenschaft" entsteht im Hochabsolutismus eine eigene Literaturgattung, die die juristische und politische Theorie hierzu entwirft. Hier wird die für Politik, Staatswissenschaft, Diplomatie und Rechtswissenschaft gleichermaßen zentrale Frage absolutistischer Herrschaftsrepräsentation reflektiert. Die Verfasser diskutieren die Verortung der Zeremonialnormen zwischen Recht, Sitte und Moral. Inhaltlich geht es ihnen innen- wie außenpolitisch um die Simulation machtvoller Fürstenherrschaft durch das Hof-, Staats- und Kanzleizeremoniell, um Bändigung der als Pöbel begriffenen Untertanen und um die Steigerung der fürstlichen Repräsentation im Kontakt mit auswärtigen Souveränen und Gesandten. Vom Hof ausgehend wird eine alle Gesellschaftsteile durchdringende Propaganda des fürstenstaatlichen Ordnungsmodells betrieben, die sich mannigfaltiger Kommunikationsmedien bedient und die auf eine Apotheose des Souveräns und auf die Legitimation höfischen Aufwands und materieller Prachtentfaltung hinausläuft.

Die Inszenierung von Rang und Herrschaft durch Ordnung, Tracht und Zeremoniell wird in der vorliegenden Arbeit nicht nur als Seitengebiet des öffentlichen Rechts, sondern interdisziplinär analysiert. Die Fragestellung berührt die Fächer der Literaturwissenschaft, der Wissenschaftsgeschichte des öffentlichen Rechts, der Politik, der Soziologie und Sozialpsychologie, aber auch der Kunstgeschichte; denn Repräsentation und Inszenierung des Staates und Symbolbildung der Macht verlangen nach Bildlichkeit.

Auf breiter Quellengrundlage wird so die zentrale Rolle, die Zeremonialfragen im Hochbarock spielten, durch die Analyse der machttaktischen Ratschläge hinsichtlich einer wirksamen Selbstinszenierung durchschaubar gemacht.

Für seine Arbeit erhielt der Autor die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft.

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