Praxis der Gerichtsbarkeit in europäischen Städten des Spätmittelalters

Herausgegeben von Franz-Josef Arlinghaus, Ingrid Baumgärtner, Vincenzo Colli, Susanne Lepsius und Thomas Wetzstein

Rechtsprechung. Materialien und Studien 23
Frankfurt am Main: Klostermann 2006. VII, 492 S.

ISSN: 0931-6183
ISBN: 978-3-465-04007-1


Das mittelalterliche Prozeßrecht zählt zu den klassischen Gegenständen rechtshistorischer Forschung. Der hier vorgelegt Band erweitert das traditionelle Betrachtungsspektrum erheblich, indem er vorrangig die prozessuale Praxis berücksichtigt. Am Beispiel ausgewählter europäischer Städte konzentrieren sich die vorliegenden Beiträge auf die bislang weitgehend unbeachtete streitige Rechtsprechung im kommunalen Kontext; sie thematisieren Probleme der Überlieferung, den Prozeß der Instituttionalisierung, die Konkurrenz und Kooperation von Gerichten, die Kommunikation vor Gericht sowie die Mechanismen zur Herstellung von Akzeptanz. Der interdisziplinär angelegte Band gibt wichtige Denkanstöße, um Recht und Rechtsprechung als Bestandteil einer integrierenden Kulturwissenschaft zu verstehen.

Inhalt:

  • Ingrid Baumgärtner, Gerichtspraxis und Stadtgesellschaft. Zu Zielsetzung und Inhalt

I. Konkurrenz und Kooperation der Gerichte in der Stadt:

  • Giuliano Milani, Lo sviluppo della giurisdizione nei comuni italiani del secolo XII
  • Thomas Wetzstein, Tam inter clericos quam laicos? Die Kompetenz des Konstanzer geistlichen Gerichts im Spiegel der archivalischen Überlieferung
  • Frank Rexroth, Sprechen mit Bürgern, sprechen mit Richtern. Herrschaft, Recht und Kommunikation im spätmittelalterlichen London

II. Formen der Konfliktlösung:

  • Sara Menzinger, Forme di organizzazione giudiziaria delle città comunali italiane nei secoli XII e XIII: l'uso dell'arbitrato nei governi consolari e podestarili
  • Massimo Vallerani, Tra astrazione e prassi. Le forme del processo nelle città dell'Italia settentrionale del secolo XII
  • Franz-Josef Arlinghaus, Genossenschaft, Gericht und Kommunikationsstruktur. Zum Zusammenhang von Vergesellschaftung und Kommunikation vor Gericht

III. Verfahrensformen gelehrter Rechtsprechung:

  • Susanne Lepsius, Dixit male iudicatum esse per dominos iudices. Zur Praxis der städtischen Appellationsgerichtsbarkeit im Lucca des 14. Jahrhunderts
  • Vincenzo Colli, Acta civilia in curia potestatis: Firenze 1344. Aspetti procedurali nel quadro di giurisdizioni concorrenti; Eberhard Isenmann, Gelehrte Juristen und das Prozeßgeschehen in Deutschland im 15. Jahrhundert

IV. Soziale Rollen und rechtliche Kommunikation:

  • Gundula Grebner, Der Judeneid vor Gericht in Frankfurt am Main - Passionsspiel, Gerichtsbücher und Protokoll oder: Lauwendyn, Natan und Zorlin
  • Leah Otis-Cour, Disputes involving women brought before the Parlement of Toulouse in the fifteenth century
  • Neithard Bulst, Richten nach Gnade oder nach Recht. Zum Problem spätmittelalterlicher Rechtsprechung.
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