Kreisförmige Anordnung von bunten, geometrischen Formen, die ein Kaleidoskop bilden.

Facetten des Rechts

Recht gewinnt an Tiefe, wenn man ihm auf ungewohnten Wegen begegnet. Unsere Forschung zeigt, wie juristisches Denken reicher wird, wenn es sich von Erinnerung leiten lässt, von Bildern anstoßen, von Klängen und Geschmäckern überraschen und von gelebter Erfahrung herausfordern. So wird sichtbar, was zwischen den Zeilen des Rechts oft unbemerkt bleibt. Die folgenden Projekte öffnen genau diese neuen Räume und zeigen, wie vielfältig sich Recht entdecken lässt.
Zeichnung von Arbeitern auf einer Plantage, mit Werkzeugen und Anbauaktivitäten.

Die Kraft grafischer Erzählungen

Grafisches und transmediales Erzählen zeigt, wie Gemeinschaften eigene Vorstellungen von Recht und sozialem Wandel formen. Karla Luzmer Escobar Hernández untersucht den Aufstieg kolumbianischer bäuerlicher und indigener Bewegungen und ihre kollektiven Wissenspraktiken. Ihre Forschung macht alternative Rechtsnarrative sichtbar, die aus geteilter Erinnerung und historischer Imagination entstehen. In Rechtsgeschichte vertieft sie dies mit Camino y Ruptura, einer Graphic History über Zeit als politische Dimension indigener Rechtspraxis.

Medizinische Illustration eines geöffneten menschlichen Mundes im Querschnitt. Zu sehen sind Zähne, Zunge, Gaumen, Muskeln, Nervenstränge und Gewebe in detaillierter anatomischer Darstellung. Die Strukturen sind farbig hervorgehoben und wirken wie eine historische anatomische Zeichnung.

Kulinarische Normativität

Rezepte und Kochbücher bilden ein feines Gefüge kulinarischer Normativität, das alltägliches Verhalten prägt. Daniel Damlers Forschungsprojekt untersucht, wie solche Regeln Entscheidungen in Bereichen beeinflussen, in denen staatliche Steuerung nur begrenzt greift, und warum Gesellschaften sich seit Langem auf dieses Normativitätserzeugungswissen stützen. Er zeigt, dass Rezepte in der Vormoderne auch ausgeschlossenen Gruppen Einfluss auf gemeinschaftliche Praxis ermöglichten. Damler vergleicht dies mit heutigen Crowdsourcing Verfahren und verdeutlicht das Potenzial partizipativer Regelbildung für Vertrauen in politische Institutionen.

Roter Buchumschlag mit Titel und Autor neben einem Laptop auf einem Tisch.

Recht und Musik im Einklang

Die Verbindung von Recht und Musik zeigt sich als erstaunlich reiches Geflecht aus Ideen und Ausdrucksformen. Harmonien, Rhythmen und Proportionen dienten seit der Antike als Vorbilder für Vorstellungen von Ordnung in Gesellschaft und Staat. In ihrem neuen Buch Recht harmonisch. Musikalisches Ordnungsdenken in Recht und Staat seit der Antike entfaltet unsere Direktorin Marietta Auer diese Entwicklung über zwei Jahrtausende und legt erstmals eine umfassende Darstellung dieses Themenfelds vor. Ausgehend von der pythagoreischen Lehre der Harmonik zeigt sie, wie musikalische Denkfiguren das juristische und politische Denken geprägt haben.

Besucher im Museum steht vor einem Gemälde und betrachtet es aufmerksam.

Wie Bilder Macht sichtbar machen

Bilder zeigen, wie sich Macht in einer Gesellschaft formt und verlagert. Fabian Steinhauers Forschungsprojekt zu Warburgs Staatstafeln knüpft hier an: Ausgehend von Aby Warburgs Kulturtechniken und seinen Tafeln zu den Lateranverträgen zeichnet er ein Bild von Recht als bewegtes Gefüge aus symbolischen Handlungen, wechselnden Spannungen und visuellen Argumenten. Steinhauer macht sichtbar, wie Gesten, Rituale und Praktiken des Distanzschaffens rechtliche Bedeutung erzeugen, und das in einer Zeit, in der die Moderne ihre Ordnung neu bestimmte.

Moderne Architektur mit Glasfassaden im Stadtzentrum, umgeben von weiteren Gebäuden bei Dämmerung.

Eine Oral History der EU-Rechtssetzung

Auf der Grundlage von Zeitzeugeninterviews und Archivforschung rekonstruiert Sigfrido Ramírez Pérez, wie das Generalsekretariat des Rates der Europäischen Union zentrale Bereiche des EU-Rechts prägte. Das Projekt zielt darauf, ausgewählte Berichte aufzuzeichnen, zu transkribieren und zugänglich zu machen und zugleich den analytischen Rahmen sowie die Quellenarbeit bereitzustellen, die die Interviews leiten. Das Projekt lädt Forschende dazu ein, sich mit einem wachsenden Korpus an Materialien auseinanderzusetzen, der das Verständnis supranationaler Regierungsführung vertieft.

Mission Statement


Wir sind ein Ort für das Nachdenken über Recht.
Wir erforschen seine Theorie und Geschichte in vergleichender und globaler Perspektive.
Wir tragen durch ein vertieftes Verständnis von Recht zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen bei.
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Aktuelles

Ein humanoider Roboter in schwarzem Umhang steht in einem modernen Gebäude vor einer großen Waage und justiert sie mit seinen mechanischen Händen, als würde er Recht sprechen oder abwägen. © N.Weller/midjourney
Mit der fortschreitenden Verbreitung von Künstlicher Intelligenz und Big Data zeichnet sich eine neue Zukunft für unser Rechtssystem ab. Die Vision ist ein hochgradig personalisiertes Recht, das individuell auf jede Person und ihre konkrete Situation zugeschnitten ist. Doch kann ein solches „granulares Recht“ den grundlegenden Ansprüchen an Rechtssicherheit und Gleichbehandlung vor dem Gesetz gerecht werden? Unsere Direktorin Marietta Auer beschreibt, wie „granulares Recht“ die Strukturen unseres Rechtssystems verändern könnte und weshalb sie darin erhebliche rechtsstaatliche Risiken sieht.
Die chinesische Mauer
At our Institute, we explore law, its history and theory from a global perspective and work to deepen understanding of its role in society. Our work on China, a country frequently seen through the narrow lens of geopolitics, shows how meaningful understanding emerges from dialogue, careful study and exchange. This commitment was reinforced in October, when our director Professor Thomas Duve and Professor Xie Zengyi of the Chinese Academy of Social Sciences signed a Memorandum of Understanding. 
Gruppenbild
This year's Max Planck-ASLH Dissertation Prize for European Legal History in Global Perspective recognizes two remarkable works. Vladislav Lilić and Daniel R. Quiroga Villamarín offer research that enriches the study of state formation, international order, and the built environments that shaped global governance.

Veranstaltungen

The Hidden Heritage of the European Union

17.11.2025 15:00 - 18.11.2025 14:30
mpilhlt, Raum: Vortragssaal (Z01)

Domingo de Soto’s Deliberation in the Cause of the Poor

20.11.2025 18:15 - 19:45
Seminarhaus Campus Westend, Raum: Raum SH 3.103
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