Religion, Kirche und Konflikte in der frühneuzeitlichen Rechtsgeschichte
Completed Research Project
Erforscht werden Konflikte und ihre rechtliche Regulierung, die das Verhältnis von Religionen/Konfessionen und religiösen Minderheiten wie insbesondere Juden und „Sekten“ im frühneuzeitlichen Europa betreffen. Einbezogen ist dabei die Problematik religiös-kultureller Diversität unter der Bedingung der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft, die sowohl rechtlichen Schutz und Privilegierung, aber auch Ausgrenzung und strafrechtliche Verfolgung bedingen konnte. Einen Schwerpunkt bilden Ehe und sexueller Devianz als einem zentralen Schnittfeld von Kirche und Justiz. In diesem Kontext erforscht das Dissertationsprojekt von Laila Scheuch die „Regulierung ehelicher Konflikte im linken Rheinland und in Frankreich in der revolutionären und napoleonischen Zeit (1792/98-1814)“, das in International Max Planck Research School on Retaliation, Mediation and Punishment angesiedelt ist. Anhand von Ehekonflikten und Scheidungsverfahren wird der Wandel von kirchlich-religiösen und rechtlich-staatlichen Normen bzw. Konfliktregulierungsmechanismen in einer vergleichenden Fallstudie für Frankreich und das französisch besetzte linke Rheinland untersucht. Gefragt wird dabei nach der „Säkularisierung“ des kirchlichen Eherechts und der Etablierung eines „modernen“, säkularen Scheidungsrechts, die einhergingen mit der Entkriminalisierung von Ehe- und Sexualdelikten und der Verlagerung der Konfliktregulierung von kirchlichen Institutionen/Gerichten auf die staatliche Gerichtsbarkeit. Ein besonderes Interesse gilt den Modi der Konfliktregulierung, die von Mediation über Vergeltung bis zur Bestrafung reichen und in die diverse soziale Akteure involviert sein konnten.
Das Projekt wurde 2022 mit der Promotion von Laila Scheuch abgeschlossen; die Dissertation wird in einer Reihe des Instituts erscheinen.