Konkursrecht und Wirtschaft in Deutschland 1815-1870

Forschungsprojekt

Meine Arbeit fragt, wie unterschiedliche Rechtsordnungen innerhalb des deutschen Staatenbundes auf die Herausforderungen des Konkurses reagierten. Konkurse stellen Gemeinschaften vor ein Dilemma: will man Schuldner davor abschrecken, kann es leicht passieren, dass man Unternehmer insgesamt davon abschreckt, sich Geld zu leihen und Risiken einzugehen. Garantiert man ihnen eine zweite Chance, kann das wiederum Kreditgeber davon abhalten, Geld zu verleihen.

Deutschland im 19. Jahrhundert war ein rechtlicher Flickenteppich. Die einzelnen Staaten wendeten je unterschiedliche Insolvenzrechte an. Gleichzeitig transformierten Industrialisierung und Marktintegration das Wirtschaftsleben Deutschlands. So stellt sich die Frage, ob einige dieser Insolvenzrechte besser geeignet waren, mit diesem Wandel umzugehen, als andere. Die Analyse historischer Konkursordnungen beleuchtet, wie unterschiedliche Begriffe von Schulden, Kredit und Verbindlichkeiten eingebettet waren in den sozioökonomischen Kontext und die wirtschaftliche Grundlagen, für die sie ursprünglich verfasst worden waren.

Dieses Forschungsvorhaben entstand aus meinem PhD-Projekt an der University of Oxford unter der Anleitung von Prof. Avner Offer (Wirtschaftsgeschichte) und Prof. Joshua Getzler (Jura). Ich schreibe derzeit an einem in Kürze erscheinenden Buch und arbeite mit anderen Insolvenzgeschichtsschreibern aus ganz Europa zusammen.

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