Globale Verflechtungen kommunistischer Gewerkschaftsakteure in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Forschungsprojekt

“Out of the enormous horrors of World War II came a hope for the creation of a peaceful and just world order. For a short time in the mid-1940s this dream seemed on the verge of realization as the nations of the earth, after vanquishing the threat of fascism, attempted to create new structures of international relations,” schreibt Victor Silverman in seinem Buch über den Weltgewerkschaftsbund (WGB) in den 1940er Jahren, der für vier Jahre die globale Bewegung von Arbeiterinnen und Arbeiter aller politischen Richtungen vereinte.1 Diese von Euphorie und internationaler Begeisterung geprägte Zeit rückte auch marginalisierte Gruppen in den Mittelpunkt der Diskussionen. Von allen Seiten wurde an eine weltweite Solidarität und die Beseitigung sozialer Ungleichheiten appelliert.

Das Projekt untersucht diese Phase des Aufbruchs mit einem Blick auf kommunistische Gewerkschaftsaktivistinnen und -aktivisten, die im WGB aktiv waren. Es geht der Frage nach, welche Netzwerke der Vor- und Zwischenkriegszeit in die Phase des Kalten Krieges hineinreichten und ob sich diese durch historische Ereignisse und Brüche veränderten. Anhand von Lebensläufen einzelner Akteure wird die Mobilität kommunistischer Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter nachgezeichnet und damit die Entwicklung der internationalen Gewerkschaftsbewegung beleuchtet.

Dabei konzentriert sich das Projekt auf zwei Themen, die in der Forschung bisher unterbelichtet blieben: erstens, die Rolle des WGB in der Diskussion um Lohngleichheit Ende der 1940er Jahre, an der sich vor allem Gewerkschafterinnen beteiligten und sich um die Gleichbehandlung von Frauen in der Welt der Arbeit verdient machten; zweitens, die Positionierung des WGB in der De-Kolonalisierungsdebatte und der Einfluss von Akteurinnen und Akteuren des Globalen Südens auf dieses in der Gewerkschaftsbewegung heftig umkämpfte Feld.

Für die Analyse werden Quellen des WGB- und IBFG-Archivs des Internationalen Institutes für Sozialgeschichte (IISH) in Amsterdam herangezogen. Das Projekt wurde durch ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft am IISH in Amsterdam von 09/2020 bis 06/2021 unterstützt. 

Vorträge

“What is our future status?” The Indian Perspective on the World Federation of Trade Unions in the late 1940s, International Conference: 14th European Social Science History Conference, University of Gothenburg, 12.04.-15.04.2023.

“Women as Workers”. Discussions about Equal Pay in the World Federation of Trade Unions in the late 1940s, International Conference: Women’s Labour Activism in Eastern Europe and Beyond 19th and 20th Centuries, Central European University, Vienna, 14.10.–16.10.2021.

„Women as Workers.“ Die Auseinandersetzung um gleiche und gleichwertige Arbeit in der internationalen Gewerkschaftsbewegung der 1940er­ und 1950er­Jahre, Tagung: Gender Pay Gap. Vom Wert und Unwert von Arbeit, Friedrich-Ebert-Stiftung und Hans-Böckler-Stiftung, online, 22.04.–23.04.2021.

Publikationen

Wolf, J.: "Women as Workers". Discussions about Equal Pay in the World Federation of Trade Unions in the Late 1940s. In: Through the Prism of Gender and Work. Women’s Labour Struggles in Central and Eastern Europe and Beyond, 19th and 20th Centuries, S. 202 - 230 (Hg. Çağatay, S.; Ghiț, A.; Gnydiuk, O.; Helfert, V.; Masheva, I. et al.). Brill, Leiden; Boston (2024)

Wolf, J.: "Women as Workers". Diskussionen über die Berufstätigkeit von Frauen und Lohngleichheit in der internationalen Gewerkschaftsbewegung der späten 1940er-Jahre. In: Gender Pay Gap: Vom Wert und Unwert von Arbeit, S. 219 - 242 (Hg. Wiede, W.; Wolf, J.; Fattmann, R.). Dietz-Verlag, Bonn (2023)


1 Silverman, Victor. Imagining Internationalism in American and British Labor, 1939-49. The Working Class in American History. Urbana, Ill. etc.: University of Illinois Press, 2000, 1.

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