Der Konzern und die Konzeption des modernen Raums

Promotionsprojekt

Das Projekt Der Konzern und die Konzeption des modernen Raums ist Teil des LOEWE-Schwerpunkts Architekturen des Ordnens, der darauf abzielt, Architektur als eine kulturelle Ordnungspraxis zu analysieren, die an den Schnittstellen von Steuerung, Wissen, Entwerfen und Subjektivierung agiert. Das LOEWE-Teilprojekt Konzernarchitektur untersucht die architektonischen Implikationen sowohl rechtlicher als auch Führungsstrukturen, um die institutionelle Revolution des Konzerns besser zu verstehen.

Der Aufstieg des Konzerns als vorherrschenden wirtschaftlichen Akteur im frühen 20. Jahrhundert hat die traditionellen Wirtschaftstheorien radikal erschüttert. Der neue Mechanismus der Börse zur Beschaffung und Sammlung von Kapital eröffnete völlig neue rechtliche und wirtschaftliche Perspektiven. Das parzellierte Eigentum in Aktien führte zur Auflösung des traditionellen Alleinrechts des Eigentums in seine zwei unterschiedlichen Komponenten Eigentum und Kontrolle. Der Aufstieg der modernen Aktiengesellschaft wurde durch die Verfügungsgewalt (Kontrolle) ermöglicht, die von der aufsteigenden Figur des angestellten Managers ausgeübt wurde. Er trug zur Entwicklung innovativer Systeme der Kontrolle und administrativen Koordination bei, die sich als effizienter erwiesen als die traditionellen Marktmechanismen des Preisgleichgewichts. Das Unternehmen tendiert theoretisch dazu, eine objektive und autonome Einheit zu werden: das "Unternehmen an sich", das eine Position zwischen privatem und öffentlichem Unternehmen einnimmt.

Der Zusammenhang zwischen Architektur und betrieblichen Organisationsmodellen ist noch weitgehend unerforscht. Durch eine historische Analyse soll untersucht werden, auf welche Weise die neue Struktur des Unternehmens und seine Mechanismen die gebaute Umwelt beeinflusst haben und wie umgekehrt die architektonische Gestaltung die strukturelle Unternehmensorganisation beeinflusst hat. Dies wird durch die Analyse ausgewählter Fallstudien aus Deutschland, Italien und den USA verfolgt. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Konzernarchitekturen der Steuerung und Koordination: Hauptsitze sowie die Gebäude der Tochtergesellschaften. Mein vergleichender Ansatz verbindet die Unternehmensstrategien und Organisationsstrukturen der ausgewählten Fallstudien mit ihren Immobilienprojekten. Sowohl realisierte als auch nicht realisierte Bauprojekte werden untersucht, um das Verhältnis von Organisations- und Gestaltungskultur und die Rolle architektonischer Praktiken darin zu klären. Darüber hinaus will sie von der architekturkritischen Seite her einen weiteren Beitrag zur immer noch aktuellen juristischen Debatte um die öffentlich/private Dichotomie der Unternehmensdimension leisten.

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