Die Schule von Salamanca
Forschungsprojekt
Eine digitale Quellensammlung und ein Wörterbuch ihrer juristisch-politischen Sprache
Die grundlegende Bedeutung der Schule von Salamanca für den frühneuzeitlichen Diskurs zu Recht, Politik, Religion und Moral gehört inzwischen zum Gemeingut philosophie- und rechtshistorischer Forschung. Die von dort im 16. und 17. Jahrhundert ausgehenden Impulse prägten nicht allein die Debatten in den politischen und intellektuellen Zentren des iberischen Imperiums, von Mexiko über Madrid bis Manila. Sie sind über konfessionelle Grenzen hinaus auch in der protestantisch geprägten Universitätskultur des Alten Reichs intensiv rezipiert worden. Die moderne europäische Ideen-, Rechts- und Geistesgeschichte ist ohne diesen Referenzpunkt kaum angemessen zu verstehen. Gleichwohl fällt die Bewertung der Schule von Salamanca bis in die Gegenwart höchst kontrovers aus und die Binnenstrukturierung ihres Zusammenhangs verbleibt nach wie vor weitgehend im Dunkeln.
Die große Bedeutung der Schule von Salamanca sowie ihre Wirkung auf verschiedenen Kontinenten und in unterschiedlichen Disziplinen haben zu einer eindrucksvollen Ausdifferenzierung der Forschung geführt. Philosophen, Juristen, Ökonomen, Historiker und Theologen arbeiten weltweit an der Rekonstruktion komplexer Teilbereiche. Die Fülle dieser oft unverbunden nebeneinander stehenden Einzelprojekte haben allerdings auch zu einer Zersplitterung der Forschungslandschaft geführt. Der innere Zusammenhang von Personen, Texten und Themen gerät aus dem Blick, übergreifende Fragestellungen und Methoden können nicht hinreichend erfasst werden.
Genau an diesem Punkt setzt das Gemeinschaftsprojekt „Die Schule von Salamanca“ an. In ihm arbeitet ein Team aus den Bereichen der Rechtsgeschichte, Geschichte, Philosophie, Informatik und den Digital Humanities daran, die multidisziplinären Perspektiven der frühneuzeitlichen Autoren zu rekonstruieren und in eine moderne Forschungsarchitektur zu überführen. Die digitale Edition eines umfangreichen Quellencorpus baut mit den Volltexten und Bilddigitalisaten ein neuartiges Arbeitsinstrument auf, das allen Forschenden im open access zur Verfügung gestellt wird. Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen werden in dem historischen Wörterbuch zur juristisch-politischen Sprache der Schule von Salamanca zusammengeführt, das auf der Grundlage der digitalen Editionen erarbeitet und mit ihnen verknüpft wird. Das Projekt wird als Langzeitvorhaben als Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften und Literatur │ Mainz und der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt.