Devouring legal theory: cultural legal translations in Brazil as Antropofagia

Forschungsprojekt

Das Forschungsprojekt „Devouring Legal Theory: Cultural Legal Translations in Brazil as Antropofagia“ (Verschlingende Rechtstheorie: Kulturelle juristische Übersetzungen in Brasilien als Anthropophagie) untersucht, wie deutsche Rechtstheorien im brasilianischen Kontext interpretiert und neu geschaffen werden. Es behandelt diesen Prozess aus historischer und zeitgenössischer Perspektive. Ich behaupte, dass Rechtstheorie nicht universell ist. Diese Hypothese teste ich anhand einer Fallstudie zu Brasilien, und wie so die Theorien von Hans Kelsen und Robert Alexy aufgrund seiner kulturell-rechtlichen Perspektive einzigartig neu interpretiert wurden. Ich argumentiere, dass das Markenzeichen dieser Neuschaffung auf die Anthropophagie zurückgeht. Diese Metapher wurde im Zuge der Modernismus-Kunstbewegung Brasiliens zu Beginn des 20. Jahrhunderts maßgeblich, um die Einflussängste des Landes in seinem postkolonialen Kontext zu beschreiben. Basierend auf der Reiseliteratur des 16. Jahrhunderts und deren Darstellung der Tupinambá hob die Modernismus-Kunstbewegung die subtile, aber beharrliche Widerstandskraft der Ortsansässigen gegenüber dem Fremden hervor und stellte die Übersetzung und Annahme als einen Verdauungsprozess dar.

Dieses Projekt:

  • Konfrontiert das Problem der Universalität der Rechtstheorie und hinterfragt die Protokolle, die ihre Produktion als Wissensform bestimmen.
  • Entwickelt das Konzept der rechtlichen Übersetzung unter dem Gesichtspunkt der brasilianischen Kulturmatrix, insbesondere seiner postkolonialen Bedingungen, und verbindet es mit dem literarischen Begriff der Anthropophagie, um zu erforschen, wie brasilianische Gelehrte die Theorien von Hans Kelsen und Robert Alexy absorbiert und neu interpretiert haben.
  • Verfolgt, wie örtliche Gegebenheiten in Bezug auf Publikationspolitik, Rechtsausbildung, Justizverwaltung und juristisches Denken die Aufnahme der Werke der deutschen Rechtstheorie untermauert hat.
  • Wendet das Konzept der Anthropophagie an, um zu veranschaulichen, wie brasilianische Gelehrte metaphorisch „ausländische Rechtskultur essen und verdauen“ und germanische Rechtsideen in etwas Eigenes und kulturell Spezifisches umwandeln.

Die Forschung trägt zur akademischen Diskussion über die Universalität der Rechtstheorie, die Rechtstheorie als Praxis und die zeitgenössische Geschichte der Rechtstheorie bei und bietet neue Einblicke in das komplexe Verhältnis zwischen Theorie, Kultur und Praxis. Dementsprechend beleuchtet sie auch die Dynamiken, die die Transformation der deutschen Rechtstheorie im Globalen Süden untermauern.

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