Marktverfassungen

Forschungsprojekt

Der „Markt“ ist ein Schlüsselbegriff liberaler Ökonomien und moderner Gesellschaften. Märkte verteilen Güter, sie organisieren Preise und befriedigen gesellschaftliche Bedürfnisse. Das Prinzip „Markt“ hat seit dem Beginn der westlichen Moderne beinahe alle gesellschaftlichen Lebensbereiche erobert. Nicht nur der Handel, sondern auch die öffentliche Infrastruktur, das Gesundheitswesen oder das Wissenschaftssystem werden zunehmend von Marktlogiken bestimmt. Trotz der gewaltigen Macht der Märkte wird das Wort „Markt“ meist relativ unbestimmt gebraucht. Die Frage „Was ist eigentlich ein Markt?“ wird nur selten gestellt. Dabei beschreibt der Begriff höchst verschiedene Phänomene. Diese reichen von konkreten Märkten wie mittelalterlichen Pferdemärkten über die abstrakten nationalen und Weltmärkte bis hin zum Markt als einem wirtschaftlichen Modell oder rationalem Prinzip. Zudem werden Märkte oftmals als „natürliche“ immer schon vorgefundene Phänomene beschrieben. Heute ist der Begriff des Marktes eine ökonomische und soziologische Kontingenzformel.

Das Projekt „Marktverfassungen“ widmet sich vor allem zwei Defiziten der wissenschaftlichen Untersuchung von Märkten: ihrer begrifflichen Unbestimmtheit und ihrer fehlenden normativen Perspektive. Beide Defizite sollen durch eine Rekonstruktion des „Marktes“ als theoretischem Rechtsbegriff behoben werden. Recht reguliert nicht einfach Marktzugänge, Marktpreise oder Marktprodukte. Recht konstituiert Märkte, indem es Marktverhältnisse ordnet. Dadurch ermöglicht und begrenzt Recht den ökonomischen oder gesellschaftlichen Austausch. Diese Marktverfassungen werden historisch am Beispiel von vormodernen Messen oder Handwerkermärkten und modernen staatlich geprägten Märkten untersucht.

Ausgewählte Publikationen:

Seinecke, R.: Die Frankfurter Messprivilegien von 1240 und 1330. In: Wege zur Rechtsgeschichte: Die rechtshistorische Exegese. Quelleninterpretation in Hausarbeiten und Klausuren, S. 368 - 387 (Hg. Keiser, T.; Oestmann, P.; Pierson, T.). Böhlau, Wien; Köln (2022)
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