Die Ursprünge des rechtlichen Schutzes von Kulturgütern im 19. Jahrhundert

Band 330 der Studien zur europäischen Rechtsgeschichte erschienen

12. Juli 2023

Diskussionen um die Restitution von entwendeten oder geraubten Kulturgütern sind aktueller denn je. Man denke nur an die „Benin-Bronzen“ in deutschen Museen oder die „Elgin Marbles“, die 1806 von der Akropolis in Athen nach London verbracht wurden: Es geht um das rechtmäßige Eigentum und die Rückgabe von Artefakten. Ob archäologische und künstlerische Werke besser vor Ort belassen oder in Museen einer anderen Stadt bzw. gar eines fremden Landes gebracht werden sollten, war schon im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts umstritten – und führte zur Herausbildung entsprechender Schutznormen.

Das zeigt eindrücklich Chiara Mannonis Studie, die sich aus rechts- wie kunsthistorischer Perspektive mit der ersten umfassenden Gesetzgebung zum Kulturgüterschutz in Europa befasst. Exemplarisch waren im Kirchenstaat das “Chirografo Chiaramonti” (1802) und das „Edict Pacca“ (1820) sowie in Griechenland das aus der Frühzeit der bayrischen Regentschaft König Ottos I. stammende „Gesetz, die wissenschaftlichen und artistischen Sammlungen des Staates, ferner die Auffindung und Erhaltung der Alterthümer, sowie deren Benützung betreffend“ (1834).

Die genaue Analyse dieser Normen vor dem Hintergrund älterer Edikte – vom frühen Mittelalter bis in die Zeit der Aufklärung – erlaubt es der Autorin herauszuarbeiten, wie das archäologische, künstlerische und kulturelle Erbe zunehmend unter rechtlichen Schutz gestellt wurde. Welche Folgen dies im weiteren 19. Jahrhundert für die Bewahrung und Bewachung der Werke in situ, für den Kunstmarkt und die Verwaltungsorganisation in Rom und Athen hatte, wird ebenfalls untersucht. Nicht zuletzt zeigt die interdisziplinäre Studie den Bedeutungswandel zentraler Begriffe, die bis heute die Debatten um Denkmal- und Kulturgüterschutz nicht nur in Europa prägen.

Begleitet von zahlreichen Abbildungen und einem reichhaltigen dokumentarischen Anhang stellt Chiara Mannonis Buch eine für die Rechts- wie die Kunstgeschichte wegweisende Untersuchung zur kulturellen Funktion rechtlicher Schutznormen dar.


 

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