Azubipreis der MPG 2020 für Rebecca Marian
Zum 3. Mal wurde der Azubipreis der Max-Planck-Gesellschaft in unserem Institut an eine ehemalige Auszubildende verliehen. Der Preis würdigt herausragende berufliche und schulische Leistungen sowie die persönliche Entwicklung während der Ausbildung.
Am 04.08.2020 fand im Rahmen einer kleinen Feier im Innenhof des Instituts die Würdigung des Preises mit Urkundenübergabe statt. Herr Prof. Thomas Duve, Geschäftsführender Direktor, skizzierte die Modalitäten des Preises und Frau Carola Schurzmann, Verwaltungsleiterin und Ausbilderin, würdigte Frau Marians Leistungen und ihre persönliche Entwicklung mit einer kleinen Rede. Die Besonderheit bei Frau Marians Ausbildung war zudem, dass sie eine Teilzeitausbildung aufgrund ihrer familiären Situation absolviert hat.
Herr Prof. Duve übergab im Anschluss die Urkunde des Präsidenten der MPG sowie einen Blumenstrauß und beglückwünschte Frau Marian. Auch die anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprachen ihre Glückwünsche aus, über die sich Frau Marian sichtlich freute.
Interview mit Rebecca Marian
MPI Rg: Frau Marian, Sie wurden mit dem Azubipreis der Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet. Der Preis wird an herausragende Auszubildende für berufliche und schulische Leistung sowie für die persönliche Entwicklung während der Ausbildung verliehen. Herzlichen Glückwunsch für diese Auszeichnung! Ihre Ausbildung haben Sie als Kauffrau im Büromanagement absolviert. Was war dafür ausschlaggebend, dass Sie sich dazu entschieden haben die Ausbildung am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte zu beginnen?
Frau Marian: Zu Beginn meiner Ausbildungsplatzsuche hatte ich zwei Angebote. Ich hatte mich für diese Ausbildung auch in anderen Unternehmen beworben, mein Bauchgefühl hat mir jedoch gesagt, dass es nicht passt. Die Bedingungen schienen für mich nicht ideal. Eine Chance auf eine Teilzeitausbildung, was gut für mich gewesen wäre, hätte ich dort nicht gehabt und das Zwischenmenschliche hätte vermutlich mit den Personen, die ich im Vorstellungsgespräch kennengelernt habe, aus meiner Sicht nicht so gut funktioniert. Deshalb habe ich mich weiterbeworben und hier am Institut mein drittes Bewerbungsgespräch gehabt. Hier habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt. Im Vorstellungsgespräch sprach ich die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung an und bin damit auf offene Ohren gestoßen. Eine Teilzeitausbildung wurde hier am Institut damals so noch nicht praktiziert, aber die damalige Personalreferentin und die Verwaltungsleiterin und Ausbilderin waren von der Idee angetan. Das hat dann auch so geklappt.
MPI RG: Um ein kleinen Überblick über ihre Ausbildung zu bekommen, welchen Aufgaben sind Sie nachgegangen?
Frau Marian: Die Ausbildung ist in verschiedene Abschnitte gegliedert und startet für eine gewisse Zeit in der allgemeinen Verwaltung, in der man beispielsweise am Empfang sitzt und dort unterschiedliche Aufgaben erledigt. Danach wechselt man in regelmäßiger Rotation zwischen den Abteilungen. So war ich als erstes im Rechnungswesen, darauffolgend im Personalwesen und auch im Bereich für Reisekosten und Tagungen eingeteilt. Dort konnte ich z.B. lernen, wie man mit Eingangsrechnungen und Buchungen umgeht oder erfuhr Näheres über das Tagungsmanagement. Zwischen diesen Rotationen gab es dann immer mal einen Schulblock. Im Normalfall ist diese Ausbildung auf 2,5 Jahre ausgelegt. Da ich aber die Ausbildung in Teilzeit absolvierte, war diese vorerst auf 3 Jahre ausgelegt. Nach einem Jahr in der Ausbildung konnte ich mit der Zustimmung des Instituts und mit den passenden Noten den Zeitraum auf 2,5 Jahre verkürzen.
MPI RG: Wie bereits eingangs erwähnt wurden Sie für ihre beruflichen und schulischen Leistungen aber auch für ihre persönliche Entwicklung gewürdigt. Das liegt unteranderem daran, dass Sie alleinerziehende Mutter einer jungen Tochter sind. Inwiefern sind Sie mit dieser herausfordernden Situation umgegangen und wie wurden Sie vom Institut unterstützt?
Frau Marian: Eine Herausforderung war natürlich da. Hier am Institut hatte ich aber nie das Gefühl, dass das Kind ein Problem darstellt – ganz im Gegenteil. Von meinen Kolleg*innen wurde ich hier sehr unterstützt. Ich selbst hatte zu Beginn das Bild von Müttern im Kopf, die aufgrund ihrer vielen Verpflichtungen, nicht gerne eingestellt werden. Persönlich hat das auch eine Weile gedauert, diese Annahme abzulegen. Meine Chefin ist mir diesbezüglich sehr entgegengekommen. Das war aufgrund der flexiblen Arbeitszeit nie ein Problem, wenn meine Tochter krank war oder ich wegen einem Termin früher gehen musste. Im privaten war es selbstverständlich schwieriger. Gerade in Zeiten, wo an der Berufsschule Klausuren oder Prüfungen anstanden. Den Tag habe ich zuerst inklusive Fahrtzeit am Arbeitsplatz verbracht, habe anschließend meine Tochter abgeholt, mich um sie und den Haushalt gekümmert. Dann kommt man erst gegen 22:00 Uhr abends zum Lernen und das ist natürlich sehr stressig. Mit Blick auf die Ausbildung kann ich jedoch sagen, dass mir das Institut als Arbeitgeber es nicht angenehmer hätte machen können.
MPI RG: Die Wahl einer Teilzeitausbildung diente hierbei als Stütze. Welche Formen sind in diesem Bereich möglich?
Frau Marian: Von einer Teilzeitausbildung gibt es verschiedene Formen und die Modelle sind sehr variabel. Entschließt man sich auf eine Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit von 39 auf 30 Stunden, ist eine Verlängerung der gesamten Ausbildungszeit, meines Wissens nach, nicht zwingend notwendig. Alles was unter dem Bereich der 30 Stunden liegt, ist mit einer Verlängerung vorgesehen. Wichtig ist, dass man während der Ausbildung die Inhalte ausreichend vermittelt bekommt. Mir wurde während des Telefongesprächs, als ich die Zusage erhalten habe, angeboten, dass ich selbst überlegen könnte, wie viel Arbeitszeit pro ich Woche leisten könne. Mit einer Betreuungszeit meiner Tochter von 8 Stunden bei der Tagesmutter konnte ich, die Fahrtzeiten eingerechnet, eine tägliche Arbeitszeit von 6 Stunden leisten. Darauf haben wir uns schließlich auch geeinigt.
MPI RG: Was haben Sie rückblickend hier am Institut während ihrer Ausbildung geschätzt?
Frau Marian: Das persönlich Miteinander schätze ich hier in der Verwaltung, aber auch am gesamten Institut sehr. Die Verwaltung ist verhältnismäßig klein. Während meiner Ausbildungszeit waren 7 Mitarbeiterinnen und 4 Auszubildende dort beschäftigt So hat man auch einen ganz anderen persönlichen Draht zueinander. Ebenso war das Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen außerhalb der Verwaltung, beispielsweise zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anderer Serviceeinrichtungen oder den wissenschaftlichen Beschäftigten, stets positiv.
MPI RG: Wie konnten Sie ihre persönliche Entwicklung wahrnehmen?
Frau Marian: Bei der gestrigen Feier anlässlich meiner Auszeichnung hat meine Chefin in ihrer Ansprache meine persönliche Entwicklung während der Ausbildungsdauer aus ihrer Sicht geschildert. Dort hat Sie betont, dass ich im ersten Jahr noch sehr schüchtern war und Angst hatte, Fehler zu machen. Wenn ich nun zurückschaue, erinnere ich mich auch, dass das erste Jahr von meiner Seite von der Angst, meinem Kind und gleichzeitig meinem Arbeitsplatz nicht gerecht zu werden, geprägt war. Aufgrund des vielen Zuspruches, den ich bekomme habe, hat sich diese Angst als unberechtigt gezeigt. So bin ich viel selbstsicherer geworden.
Das Interview führte Simon Fabian Seibert, studentische Hilfskraft im Bereich Öffentlichkeitsarbeit