»Der herrschende Geist der Thorheit«
Die Frankfurter Lotterienormen des 18. Jahrhunderts und ihre Durchsetzung

Christian Kullick

Studien zu Policey, Kriminalitätsgeschichte und Konfliktregulierung
Frankfurt am Main: Klostermann 2018. IX, 433 S.

ISSN 2364-6314
ISBN 978-3-465-04334-8


Im 18. Jahrhundert hatte das „Lottofieber“ die deutschen Territorien fest im Griff. Unzählige Klassen- und Zahlenlotterien buhlten um Spieler aller Schichten. Durch den Erlass von Edikten versuchten die Obrigkeiten dieses Phänomen einzudämmen oder selbst davon zu profitieren. Am Beispiel der Reichsstadt Frankfurt werden die Herausbildung des Lotteriewesens, seine technischen und rechtlichen Voraussetzungen beleuchtet, um davon ausgehend die Prozesse der Normsetzung und -durchsetzung durch den Frankfurter Rat zu studieren. Dabei zieht sich u.a. die Rolle jüdischer Lotteriekollekteure wie ein roter Faden durch die Arbeit.

Die Herausforderungen des Rates mit dem sich stetig wandelnden, organisierten Glücksspiel sind ein Paradebeispiel für die Schwierigkeiten wirtschaftslenkender Verwaltung in der frühen Neuzeit.

Inhalt

Vorwort | IX

Einführung | 1

I. Historische Rahmenbedingungen | 19

1. Organisiertes Glücksspiel im 18. Jahrhundert | 22

1.1 Waren-, Zahlen- und Klassenlotterien | 27

1.2 Die Frankfurter Lotterien | 44

1.3 Rechtsgrundlagen der Lotterien | 57

1.4 Die Lotteriekollekteure | 59

2. Technisch-logistische Rahmenbedingungen | 61

2.1 Druck | 81

2.2 Postwesen | 88

2.3 Wahrscheinlichkeitsrechnung | 92

3. Normverfasser, Normanwender und Normcharakter | 107

3.1 Die Rollen des Rates | 107

3.2 Kommunikationsstrukturen | 118

3.3 Normklassifizierung, Normverbreitung, Steuerungsziele und Steuerungsmittel | 128

4. Zwischenergebnis | 153

II. Die Regulierung des Lotteriewesens durch den Frankfurter Rat | 155

1. Zeitraum vor 1747 | 155

2. 1747: Verbot »auswärtiger« Lotterien | 158

2.1 Auswirkungen auf Lotterielandschaft und Kriminalitätsniveau | 163

2.2 Die Rolle der Juden 1747–1767 | 185

2.3 Einrichtung der Frankfurter Stadtlotterie 1750 | 189

3. 1768: Verbot der Warenlotterien und erneuertes Verbot der auswärtigen Lotterien | 191

3.1 Auswirkungen des Edikts | 198

3.2 Normdurchsetzung | 199

3.3 Die Frankfurter Zahlenlotterie | 205

3.4 Beschränkungen der Zahlenlotterien und Teuerungen | 208

4. 1772: Einführung eines Erlaubnismodells | 211

4.1 Normdurchsetzung außerhalb der Stadtgrenzen 1772 | 214

4.2 Normdurchsetzung innerhalb der Stadtgrenzen 1772–1775 | 221

4.3 Entwicklung der Erlaubnispflicht 1774–1775 | 232

4.4 Durchgreifen des Rates gegen zahlreiche Kollekteure 1775 | 235

4.5 Etablierung des Konzessionmodells 1775–1778 | 245

4.6 Wett-Comtoire und begleitende Delikte | 251

4.7 Entwicklung 1772–1778 im Überblick | 260

4.8 Der Anfang vom Ende der Zahlenlotterien | 262

5. 1779: Verbot der »Wett-Comtoire« | 265

5.1 Nur eingeschränkte Unterbindung der Wett-Comtoire | 267

5.2 Die bürgermeisterliche Proposition im Juni 1780 | 275

5.3 Nationaler Kontext der Ablehnung des Lotto | 277

6. 1780: Generelles Verbot aller Zahlenlotterien | 285

6.1 Normdurchsetzung ab 1780 – Diversifikation der Normvorgaben | 287

6.2 Konzessionen für die »holländischen« Lotterien und Rolle der Juden | 290

6.3 Durchsetzung des Zahlenlotterieverbots | 297

6.4 Ausweitung der Ermittlungsmaßnahmen | 308

6.5 Zwischenergebnis | 316

6.6 Die Kollekteure Willfarth im Kompostell und Petri im Deutschen Haus | 318

7. 1789: Verschärfung des Zahlenlotterieverbots | 326

7.1 Die exterritorialen Kollekteure | 331

7.2 Hinweis vom 29.11.1790 | 340

7.3 Die Situation zu Beginn der 1790er Jahre | 341

7.4 Erneuter Fokus auf die Klassenlotterien | 342

7.5 1790–1802 – Die »Frankfurter privilegierte Stiftungslotterie« | 346

8. 1791: Das Modell des »Reciprocums« | 352

8.1 Normdurchsetzung | 353

8.2 Erfolg der Frankfurter Stiftungslotterie ab 1792 | 360

8.3 Die holländischen Lotterien ab dem Jahr 1795 | 364

8.4 Wiederaufleben der Mainzer Armenhauslotterie 1796 | 367

8.5 Einzelfallverbote durch die Stadtkanzlei 1803–1804 | 373

III. Fazit | 375

IV. Anhang I – Forschungslage zu Lotterien | 383

V. Anhang II – Die Bürgermeisterliche Proposition vom 13.06.1780 | 387

VI. Anhang III – Abschriften der Lotterienormen | 389

VII. Abkürzungsverzeichnis | 403

VIII. Literaturverzeichnis | 405

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