Brexit als erklärbare Entscheidung

eine britische Perspektive

27. Juni 2019

Fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Referendum des Vereinigten Königreichs zum Austritt oder Verbleib in der Europäischen Union sprach Professor Stefan Vogenauer, Direktor am Institut, vergangenen Montag auf Einladung der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 in der Industrie- und Handelskammer zu Frankfurt zum Thema "Brexit als erklärbare Entscheidung: eine britische Perspektive".

Nur kurz streifte Vogenauer die weitgehend bekannten tagesaktuellen Gründe für den Ausgang des Referendums sowie die Ausprägungen des Europaskeptizismus des Vereinigten Königreichs seit dem Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften im Jahre 1973. Er konzentrierte sich vielmehr im Sinne einer longue durée-Perspektive auf die tieferliegenden historischen Ursachen des Austrittswunsches.

Er nannte sieben spezifische Identitätskonstruktionen, die für das britische Selbstverständnis konstitutiv sind, sich letztlich auf jahrhundertelange verfassungs-, kolonial- und wirtschaftsgeschichtliche Besonderheiten des Vereinigten Königreichs zurückführen lassen und aus britischer Sicht gegen eine Mitgliedschaft in der EU sprechen. Der Austrittswunsch wurde auf diese Weise besser nachvollziehbar. Gleichzeitig wurde deutlich, dass der Brexit ein Lehrbuchbeispiel für die Wirkmacht historischer Narrative lange nach Verschwinden ihrer Entstehungsgründe ist.

Zur Redakteursansicht