Seeking Capture, Resisting Seizure
An International Legal History of the Anglo-Brazilian Treaty for the Suppression of the Slave Trade (1826–1845)
Adriane Sanctis de Brito
Global Perspectives on Legal History 22
Frankfurt am Main: Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie 2023. XII, 214 S.
Online-Ausgabe: Open Access (PDF-Download, Lizenz: Creative Commons CC BY 4.0 International)
Druckausgabe: 18,90 € (Print on Demand bei ePubli)
ISSN 2196-9752
ISBN 978-3-944773-42-1
eISBN 978-3-944773-43-8
Zitatlink für die Online-Ausgabe: http://dx.doi.org/10.12946/gplh22
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Verträge zur Unterbindung des Sklavenhandels Gegenstand heftiger juristischer Auseinandersetzungen und Debatten. Dieses Buch untersucht die Rechtsstreitigkeiten, die im Zusammenhang mit dem anglo-brasilianischen Vertrag stattfanden und hebt damit die politische Bedeutung dessen hervor, was auf den ersten Blick höchstens als argumentative Hürden über die Regeln und Verfahren zur Durchsuchung und Kaperung von Schiffen wahrgenommen werden könnte. Einige dieser juristischen Konflikte wurden in der Korrespondenz zwischen den Außenministerien, zwischen diplomatischen Vertretern oder innerhalb gemischter Kommissionen ausgetragen, während andere lang andauernde Konflikte die Auslegung und Umdeutung von Abkommen betrafen und eine Vielzahl von Austauschprozessen zwischen verschiedenen Akteuren und Institutionen beinhalteten.
Großbritannien drängte stets auf eine Ausweitung legaler Gewaltanwendung und der Möglichkeiten zur Gefangennahme innerhalb der Grenzen des Vertragsregimes. Brasilien beteiligte sich aktiv an der Rechtsauslegung und erzeugte damit argumentativen Druck, der die britischen Rechtsansätze und die Erwartungen an den Gegenstand des Rechts, welches beide Parteien anwandten, fortwährend veränderte.
Indem sie den Geltungsbereich und die Grenzen des Vertrages immer wieder in Frage stellten, verzögerten die brasilianischen Vertreter die Abschaffung des Sklavenhandels, während sie gleichzeitig Brasiliens Unabhängigkeit vor weiterer Einflussnahme durch Großbritannien schützten. Unabhängig davon, ob die bilateralen Vertragsklauseln analog zu oder abweichend von Prisenrecht und allgemeinem Völkerrecht ausgelegt wurden, führte die alltägliche Auslegungspraxis zu Vorschriften gegen den Sklavenhandel, die Schiffe – und nicht versklavte Menschen – zu Protagonisten des Prozesses machte, mit dem der Sklavenhandel zurückgedrängt wurde.
Die hier erzählte Geschichte des anglo-brasilianischen Abkommens gibt Aufschluss über die Verfahren, die das Völkerrecht zur Bekämpfung des Sklavenhandels geschaffen hat. Gleichzeitig legt die Studie die komplexen juristischen Übersetzungen von staatlicher Ungleichheit, Humanitarismus und Gewalt – sowie den schmalen Grat zwischen Krieg und Frieden offen.
Inhalt
V Acknowledgements
1 Introduction
Chapter 1
11 Weaponising Treaties: The British Fight Against the Slave Trade
12 A.
‘Setting the navy free to do its work’ in war and in peace
12 Prize law, neutrality and the flags
15 Change in case law
21 B.
The ways of treaty-making
21 Times for treaties
24 Multilateral conferences
27 The piracy alternative
29 C.
A network of bilateral treaties
29 Overall production
31 The British system and variation in treaties
Chapter 2
37 The Triple Formula’s Teeth: The Power to Visit, Capture and Adjudicate Ships
39 A.
The right of visit (and search)
39 ‘Decoupled’ visitation
40 In the absence of a treaty
44 B.
Spotting, visiting and capturing ships
44 The captor’s position
47 Forms and directives
56 C.
Judging the ships in the dock
56 Forms and practice
62 Liberation and traces of prize law
65 The point of mixed commissions
Chapter 3
71 The Brazilian Debut: Consenting to the Slave Trade Abolition
73 A.
A colonial heritage
73 The Anglo-Portuguese regime
78 Times of transition
79 B.
A new treaty regime
79 Independence and recognition
81 Three versions of the triple formula
84 Starting point
Chapter 4
89 A Treaty in Motion: Between War and Peace
93 A.
Search in visitation
93 Inspection of papers
94 Sealed papers
96 B.
Detention for equipment
96 Equipment clause
100 Enough for good prize
106 C.
Flags under adjudication
106 Commissions and prize experience
107 Two versions of mixed commissions
112 Form of the process
116 Jurisdiction and nationality
124 Restitution without indemnities
133 The shield of non-appeal
Chapter 5
145 Interpreting their Way out: A Dismantled Triple Formula
148 A.
Changing jurisdication
148 Colourable nationality returns
152 Liberation and deviation of vessels
159 Attempt to extinguish mixed commissions
163 B.
Piracy revisited
163 Expiration of the triple formula
167 After the Aberdeen Act
175 Conclusion
179 Abbreviations
183 Sources and Bibliography
183 Archives and Printed Sources
185 Bibliography
193 Appendix
209 About the Author