Konflikte um Wahrheit - Nachwuchstagung Rechtsgeschichte

Tagung des jungen Netzwerks Rechtsgeschichte

  • Beginn: 26.06.2023
  • Ende: 28.06.2023
  • Ort: Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie
  • Gastgeber: Luca von Bogdandy, Christoph Resch, Julius Schumann
  • Kontakt: nachwuchstagung@lhlt.mpg.de
Konflikte um Wahrheit - Nachwuchstagung Rechtsgeschichte

Der Kampf um die Wahrheit ist nicht erst im Zeitalter “alternativer Fakten” virulent. Sowohl in der rechtswissenschaftlichen Diskussion wie auch in der Streitbeilegung wird regelmäßig ein Anspruch auf Wahrheit erhoben. Die erste Tagung des im Herbst 2022 neu gegründeten jungen Netzwerks Rechtsgeschichte möchte sich daher mit dem Generalthema “Konflikte um Wahrheit” auf die Spuren des in unterschiedlichen Kontexten erhobenen Wahrheitsanspruchs begeben. Wir Doktorand*innen und Habilitand*innen werden an drei Tagen im Juni 2023 am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt am Main die Möglichkeit haben, uns mit dem Spannungsfeld von Wahrheit und Recht aus rechtshistorischer Perspektive auseinanderzusetzen. Wie gehen wir als Rechtshistoriker*innen mit Wahrheit um? Inwieweit spielen verschiedene Wahrheitsbegriffe und -aspekte in der Rechtswissenschaft und in der rechtshistorischen Forschung im Speziellen eine Rolle? Wie lassen sich Konflikte um unterschiedliche Wahrheiten lösen?

Das bewusst breite Generalthema lässt sich für die Tagung in drei Themenfelder unterteilen, die jedoch nicht als abschließend anzusehen sind:

1) Konflikte und Streitbeilegung

Was nun wahr ist und was nicht, bildet den Kern unterschiedlichster Arten von Konflikten. Zur Lösung solcher Konflikte bedienten sich Akteure in der Geschichte verschiedenster Formen der Streitbeilegung: Schiedsgerichte, Gerichte, Formen alternativer Streitbeilegung wie Verhandlungen, Mediation, gütliche Einigung, oder der Sühne im Strafverfahren. Aus rechtshistorischer Perspektive lässt sich dabei etwa fragen, wie sich unterschiedliche Formen der Streitbeilegung über die Zeit entwickelt haben, inwieweit der Ausgang des Konflikts zur Disposition der Parteien stand oder welche Verschiebungen es in der Bedeutung der Wahrheitsfindung im Konfliktfall gab.

2) Wahrheit der Quellen

Ohne intensive Quellenforschung lässt sich Rechtsgeschichte kaum betreiben. Das eröffnet zahlreiche methodische Fragen, die direkten Einfluss auf die Ergebnisse unserer Forschung haben können. Die Tagung möchte einen methodischen Dialog zwischen unterschiedlichen Epochen und Quellenarten (bspw. Quellen der Antike/frühen Neuzeit/des englischen Rechts im 19. Jh./oral history/Zeitgeschichte etc.) fördern und Teilnehmer:innen die Möglichkeit geben, anhand von Fallbeispielen ihre eigenen methodischen Herausforderungen zu präsentieren. Vom Tagungsthema ausgehend wollen wir insbesondere die Frage erörtern, inwieweit Quellen geeignet sind, eine “historische Wahrheit” abzubilden.

3) Wahrheitsanspruch im Recht

Das dritte Themenfeld ermöglicht eine grundsätzliche theoriegeschichtliche Diskussion des Verhältnisses von Wahrheit und Recht(swissenschaft). Das berührt nicht nur die seit jeher diskutierte Frage, ob es eine einzige “wahre” Auslegung(-smethode) gibt, sondern auch, inwieweit das Recht als Normengebäude selbst auf außerrechtlichen “Wahrheiten” fußt. Begriffsgeschichtlich erlaubt es zudem, Bedeutungsverschiebungen im Wahrheitsbegriff in unterschiedlichen rechtlichen Kontexten zu erörtern.

Tagungsprogramm

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