Die Entwicklung der Strafjustiz im Übergang vom gemeineuropäischen zum nationalstaatlichen Strafrecht
Forschungsprojekt
Das Projekt erforscht den Wandel der Strafjustiz – verstanden als Gesamtheit von Normen, Institutionen, Verfahren, Strafen und Kriminalpolitik – im 18. und 19. Jahrhundert. Dabei werden nicht nur Entwicklungen auf der staatlichen Ebene wie die modernen Strafrechtskodifikationen, die Ausformung der Strafrechtswissenschaft oder die Veränderung von Justiz, Strafen, Kriminalpolitik und Polizeirecht untersucht, sondern auch außergerichtliche und infrajustizielle Formen von Konfliktregulierung wie Mediation und Gnade sowie die mediale Repräsentation von Verbrechen und Justiz einbezogen. Dies erfolgte teils im Rahmen von Kooperationen mit dem Kunsthistorisches Institut/Max-Planck-Institut Florenz, der Universität Valencia (Juristische Fakultät) und dem SFB Dynamiken der Sicherheit (Marburg/Gießen). Aktuelle Fallstudien untersuchen das Verhältnis von Polizeistrafrecht, politischer Polizei und Strafrechtskodifikation und Verfassungsschutz; den transnationalen Einfluss des französischen Code pénal von 1810; die Vermittlung von Strafrechtskodifikationen und ihren Alternativen durch populäre Medien im Zeitalter von Aufklärung und Revolutionen sowie die Bedeutung der „Sozialverteidigung“ und des transnationalen Strafrechts für das internationale Netzwerk der positivistischen Kriminologie (1871-1918).