China Übersetzen

China Übersetzen

Forschungsprojekt

Rechtsgeschichte in globalhistorischer Perspektive zu betreiben, bedeutet auch, übereinander und voneinander zu lernen. Gerade im Kontakt mit China wird deutlich, dass man dort sehr viel über westliches Rechtsdenken und Rechtstraditionen weiß, während unser Wissen über China sehr begrenzt ist. Das liegt auch daran, dass in China etwa zeitgenössische deutsche Autoren und Autorinnen und ihre Werke in langer Tradition und großer Zahl übersetzt werden. Bei uns werden intellektuelle Debatten über chinesische Rechtstraditionen und das chinesische Selbstverständnis gerade mit Blick auf das Rechtssystem dagegen kaum wahrgenommen. Das ist besonders bedauerlich, weil die Berufung auf eigene Rechtstraditionen spätestens mit Einläuten eines neuen Zeitalters des Sozialismus chinesischer Prägung von großer Bedeutung auch für die aktuelle chinesische Politik ist.

Vor diesem Hintergrund hat das in Kooperation mit der Max Weber Stiftung und der Werner Reimers Stiftung durchgeführte Übersetzungsprojekt „China – Normen, Ideen, Praktiken“ zum Ziel, eine Reihe von ausgewählten Texten zeitgenössischer chinesischer Autoren und Autorinnen in die deutsche Sprache zu übersetzen und mit einem einleitenden Kommentar zu veröffentlichen. Dabei sollen Texte von chinesischen Intellektuellen im Mittelpunkt stehen, die eine wichtige Stimme in den aktuellen chinesischen Debatten darstellen. Die Texte sollen sich grundlegenden Fragen von Recht und Politik in China vorzugsweise in historischer Perspektive widmen. Die Übersetzungen dieser Texte sollen helfen, das breite und jenseits Chinas nur wenig wahrgenommene Feld zwischen offiziellen Stellungnahmen einerseits und kritischen Stimmen vor allem aus dem Westen andererseits kennenzulernen. Nur auf diese Weise kann man ein Verständnis für die Selbstauslegungstraditionen entwickeln, die für jede politische Gemeinschaft und angesichts der dynamischen Entwicklung gerade für China besonders wichtig sind. Die einleitenden Kommentierungen der Übersetzungen sollen es den deutschen Lesern und Leserinnen erleichtern, die Texte in ihre Kontexte einzuordnen.

Für den ersten Übersetzungszyklus wurden die nachfolgenden drei Monografien ausgewählt:

Ge Zhaoguang (葛兆光)
The Inside and Outside of Historical China: A Reclarification of the Concept of ‚China‘ and Its ‚Borders‘
(历史中国的内与外:有关“中国”与“周边”概念的再澄清)

Informationen zu der 2023 erschienenen deutschen Übersetzung der Monografie von Ge Zhaoguang finden Sie unter „Source“.
 
Wang Hui (汪晖)
The Tibet Issue between East and West
(东西之间的“西藏问题”)

Die deutsche Übersetzung der Monografie von Wang Hui ist am 17.1.2024 im Buchhandel erschienen und im Open Access verfügbar. Weitere Informationen zur Veröffentlichung finden sie unter „Source“.
 
Liang Zhiping (梁治平)
On the Rule of Law and the Rule of Virtue: An Inner Observation of China’s Legal Modernization Movement
(论法治与德治:对中国法律现代化运动的内在观察)

Die deutsche Übersetzung der Monografie von Liang Zhiping wird 2024 erscheinen.

 


Teaser-Bild: CC-BY-SA by 三猎

Zur Redakteursansicht