Juristische Zeitschriften des 19. Jahrhunderts

Digitale Sammlung Zeitschriften 1800-1918

Wissenschaftliche Zeitschriften stellen herausragende Quellen für die Wissenschaftsgeschichte des jeweiligen Faches dar. Seit dem späten 18. Jahrhundert waren sie das bevorzugte Medium für den wissenschaftlichen Diskurs. Dies gilt auch für juristische Fachzeitschriften, deren Blütezeit um 1780 begann. Das 19. Jahrhundert erlebte eine Flut von Zeitschriftengründungen; rechtswissenschaftliche „Schulen“ schufen sich ihr jeweils eigenes Medium, Gesetzgebungsvorhaben luden zur intensiven Debatte in bestimmten juristischen Subdisziplinen ein.

Für eine Wissenschaftsgeschichte des Rechts, für Studien zur Entwicklung von Recht und Rechtswissenschaft ist die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Zeitschriftenliteratur unabdingbar. Ihre Rezeption wurde bisher allerdings auf zweifache Weise erschwert: Einerseits sind viele Zeitschriften nur in wenigen Bibliotheken, dort ggf. nur lückenhaft vorhanden und per Fernleihe nicht beschaffbar; ihre Zugänglichkeit ist somit beeinträchtigt. Andererseits werden unselbständige Beiträge in Zeitschriften von Bibliotheken traditionell nicht einzeln erschlossen; es fehlen somit bibliographische Hilfsmittel für die Suche nach relevanten Texten.

Das von 2002 bis 2006 laufende Projekt „Digitalisierung juristischer Zeitschriften des 19. Jahrhunderts“ hat dazu beigetragen, hier Abhilfe zu schaffen. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Vorhaben digitalisierte 75 Zeitschriften mit zusammen 1.320 Bänden und 635.752 Seiten. Durch ihre Bereitstellung im Internet wird ein ubiquitärer Zugang geschaffen. Die formale Erschließung von Artikeln, Miszellen, Rezensionen, biographischen Notizen etc. ermöglicht eine Recherche nach Einzelbeiträgen und legt damit den Grundstein für eine verstärkte Nutzung. Die durch das Projekt entstehenden elektronischen Zeitschriften sind – außer im OPAC des MPI - in der ZDB und in der EZB nachgewiesen.

Angesichts der Fülle juristischer Zeitschriften des 19. Jahrhunderts – die Zeitschriftenbibliographie von Kirchner weist fast 600 Neugründungen nach – war für das Projekt eine Auswahl zu treffen. Rechtswissenschaftliche Zeitschriften erhielten Vorrang vor Praktikerzeitschriften, allgemeinjuristische vor solchen zu einzelnen Rechtsgebieten, territoriumsübergreifende bzw. allgemeine Fragen behandelnde vor exklusiv partikularrechtlichen Zeitschriften. Darüber hinaus wurde Zeitschriften mit rechtshistorischen Beiträgen eine hohe Relevanz zugewiesen. Besonderer Wert wurde auch auf die Einbeziehung von Zeitschriften mit einem frühen Erscheinungsbeginn und / oder einem kurzen Erscheinungszeitraum gelegt. Um nicht nur zeitliche (19. Jahrhundert), sondern auch inhaltliche Anknüpfungspunkte mit dem vorangegangenen Projekt „Digitalisierung von Literaturquellen zum deutschen, österreichischen und schweizerischen Privat- und Zivilprozessrecht des 19. Jahrhunderts“ zu schaffen, wurden insbesondere Zeitschriften mit zivilrechtlichem Schwerpunkt ausgewählt.

2017/18 wurde die Sammlung mit Volltexten angereichert. Bei den Volltexten handelt es sich um unkorrigierte „dirty OCR“, deren Qualität maßgeblich vom Druckbild der überwiegend in Frakturschrift gesetzten Titel abhängt.

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