Rechtsikonografie und Rechtsarchäologie: Die Bildersammlung Karl Frölich
Der Rechtshistoriker Karl Frölich (1877-1953) lehrte ab 1923 als ordentlicher Professor an der juristischen Fakultät in Gießen und befasste sich seit den dreißiger Jahren mit dem damals relativ neuen Forschungsgebiet der rechtlichen Volkskunde und Rechtsarchäologie. Er initiierte die Errichtung eines „Instituts für Rechtsgeschichte an der Universität Gießen“ und begründete die Schriftenreihe „Arbeiten zur rechtlichen Volkskunde“, von der 1938 bis 1946 fünf Hefte in Tübingen, dann in Gießen erschienen. Sein besonderes Interesse galt der Inventarisierung und Kartographierung der noch bestehenden „Rechtsdenkmäler“. Viele seiner Einzelschriften und Aufsätze befassen sich mit prinzipiellen Fragen, Methodik und Zielen der rechtsarchäologischen und rechtlich-volkskundlichen Forschung. Die von ihm zusammengetragene große Sammlung von Fotos alter Rechtsdenkmäler sowie darauf bezüglicher Quellen- und Literaturnachweise birgt wertvolles Material für rechtsarchäologische und rechtsikonographische Fragestellungen.
Frölich hat selbst eine große Anzahl von Orten und Gegenständen der Rechtsausübung früher Zeiten fotografiert. Sein überwiegendes Interesse galt zwar dem deutschen Bereich (inkl. der früheren preußischen Provinzen), aber es finden sich unter seinen Aufnahmen auch solche aus anderen europäischen Ländern. Ein Teil der Aufnahmen, die auf Glasplatten erhalten sind, befindet sich in der Universität Frankfurt am Main, ein anderer in München im Leopold-Wenger-Institut. Die Universitätsbibliothek der Justus-Liebig-Universität Gießen bewahrt ebenfalls einen größeren Teil des Frölich-Nachlasses auf, so u.a. Karteikästen mit Fotos und Negativen, auch die Berufungs- und die Personalakte sowie Unterlagen zur Gründung des Instituts für Rechtsgeschichte.
Die Platten der umfangreichen Fotosammlung sowie die Papierabzüge der Fotos aus der UB Gießen und die dazugehörige Korrespondenz Frölichs wurden durch die Bibliothek des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte eingescannt, um die Bilder der Forschung zu erhalten und zur Verfügung zu stellen. Die Bilder berichten anschaulich von der Rechtsausübung vergangener Epochen, es sind u.a. Zeichen der Herrschaftsausübung, der Gerichtsbarkeit und der Marktfreiheit, öffentlich angebrachte Maße und Gewichte zur Kontrolle des Wirtschaftslebens, mittelalterliche und frühneuzeitliche Gerichtsstätten, Orte und Gegenstände des Strafvollzugs.
Barbara Dölemeyer