Konfliktlösungen im Kaiserreich
Band 336 der Studien zur europäischen Rechtsgeschichte erschienen
Arbeitsrechtliche Streitigkeiten waren und sind in Systemen abhängiger Beschäftigung an der Tagesordnung. Welche Institutionen im Deutschen Kaiserreich zwischen 1890 und 1918 zur Lösung dieser Konflikte beitrugen, untersucht Dennis Vogts jüngst erschienenes Buch. Am Beispiel von Prozessen an Gewerbegerichten, Kaufmannsgerichten und Rechtsauskunftsstellen betrachtet er die „Arbeit am Konflikt“ als Aushandlungsprozess zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie den Konfliktbearbeitern der Institutionen.
Die Studie zieht Prozessakten lokaler Archive und Verwaltungsdokumente, aber auch systematisch Beiträge aus einschlägigen Zeitschriften wie „Gewerbe- und Kaufmannsgericht“ heran. Die gründliche quantitative wie qualitative Auswertung der Quellen ermöglicht es dem Autor zu rekonstruieren, wie die institutionelle Konfliktlösung konkret vor sich ging. Durch die Verschränkung von Mikro- und Makro-Perspektiven ergibt sich zudem eine umfassende Einschät-zung zur Schlichtung von Arbeitskonflikten im wilhelminischen Deutschland.
Weil die institutionelle Arbeitskonfliktlösung, die Arbeitswelt und die Gesellschaft des Kaiserreichs als Ganze – gerade auch auf lokaler Ebene – vielfältig miteinander verknüpft waren, berücksichtigt Vogts rechtshistorisch angelegte Arbeit auch Forschungen der Arbeiterge-schichte, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte und anderer Disziplinen. Die Dissertation ist im Rahmen des LOEWE-Schwerpunkts »Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung« an der Goethe-Universität Frankfurt am Main entstanden.
Das Buch bildet den siebten Band der Unterreihe „Moderne Regulierungsregime“ der Studien zur europäischen Rechtsgeschichte.