Die Jugend von gestern

Band 333 der Studien zur europäischen Rechtsgeschichte erschienen

6. März 2023

Wie die Entstehung der Jugend aus rechtshistorischer Perspektive untersucht werden kann, zeigt Stefan Rupperts Studie am Beispiel Preußens zwischen 1800 und 1919. Er rekonstruiert das Zusammenspiel einer Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen, zumeist des öffentlichen Rechts; das Zivilrecht bildete allerdings einen wichtigen Bezugsrahmen. Auf breiter Quellenbasis (z.B. Schulrecht, Wehrrecht, Jugendstrafrecht und Wahlrecht sowie Gesetzen gegen Kinder- und Jugendarbeit) arbeitet der Autor heraus, wie die Jugend – in Abgrenzung zur Kindheit einerseits und zum Erwerbsalter andererseits – als moderne Lebensphase rechtlich formiert und strukturiert wurde.

In seiner von Michael Stolleis betreuten Habilitationsschrift führt Stefan Ruppert anschaulich vor, dass eine Rechtsgeschichte der Jugend nicht ohne den kundigen Blick auf die Sozial- und Kulturgeschichte, auf Industrialisierung, Konstitutionalisierung und Kodifikationsgeschichte, Aufklärung und Pädagogik geschrieben werden kann. Deren Geschichte wird hier mit der Herausbildung eines eigentlichen »Jugendrechts« in Bezug gesetzt. So dürfte das Buch eine breite Leserschaft ansprechen, die sich für die rechtliche Konturierung der Jugend als eigenständig wahrgenommene Lebensphase im Laufe des langen 19. Jahrhunderts interessiert.

Mit diesem 9. Band endet die Unterreihe „Lebensalter und Recht“ der Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, die die Ergebnisse der gleichnamigen Forschungsgruppe an unserem Institut dokumentiert.

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