Recht und Normierung in der Industriellen Revolution.
Neue Strukturen der Normsetzung in Völkerrecht, staatlicher Gesetzgebung und gesellschaftlicher Selbstnormierung
Miloš Vec
Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 200
Recht in der Industriellen Revolution 1
Frankfurt am Main: Klostermann 2006. IX, 491 S.
ISSN: 1610-6040
ISBN: 978-3-465-03490-2
Die intensive Auseinandersetzung des Rechts mit den Herausforderungen von Technik und Wirtschaft hat im 19. Jahrhundert einen tief greifenden gesellschaftlichen Wandel ermöglicht. Infolge neuer Strukturen der Normsetzung entstanden ein neues Rechtsquellensystem und ein Normenpluralismus. Als normsetzende Akteure traten dabei auf: die internationale Staatengemeinschaft, die über völkerrechtliche Verträge und neue zwischenstaatliche Institutionen das Völkerrecht zu einem Kooperationsrecht umgestaltete; auf nationaler Ebene entwickelte sich zwischen parlamentarischem Gesetzgeber, Vereinen, Verbänden und technisch-wissenschaftlichen Institutionen eine Expertengesetzgebung sowie eine institutionalisierte überbetriebliche technische Normung, die in gesellschaftlicher Selbstorganisation stattfand. Auf diesen Feldern wirkten Juristen, Techniker, Ingenieure und andere vielfach vernetzte Expertengruppen zusammen. Die so entstandenen Normen bestrebten nicht nur reaktiv eine "Bewältigung" der Gefahren der Industrialisierung, vielmehr sollten Innovationen erst ermöglicht werden. Dabei wurden neue Steuerungsinstrumente entwickelt, die bis heute Gültigkeit behalten haben; der werdende Staat der Industriegesellschaft diente als Laboratorium für die Schaffung neuer Regelungsmodelle, deren Aktualität in der "Postmoderne" eher noch zuzunehmen scheint.