Als die Welt in die Akten kam.
Prozeßschriftgut im europäischen Mittelalter

Herausgegeben von Susanne Lepsius und Thomas Wetzstein

Rechtsprechung. Materialien und Studien 27
Frankfurt am Main: Klostermann 2008. VIII, 490 S.

ISSN: 0931-6183
ISBN: 978-3-465-04028-6

Herrschaft artikulierte sich während des Mittelalters in besonders ausgeprägter Weise in Form der Rechtsprechung. Erst vom späten 12. Jahrhundert an wird allerdings die Praxis geistlicher und weltlicher Gerichtstätigkeit durch eine gewachsene Verschriftlichung zunehmend über Quellen zugänglich. Bis vor wenigen Jahren kaum beachtet, zieht das Prozeßschriftgut vermehrt das Interesse von Historikern und Rechtshistorikern auf sich. Dabei standen bislang vor allem inhaltliche Aspekte im Vordergrund. Der Band rückt dagegen Entstehungsvoraussetzungen und Überlieferungszusammenhang des Prozeßschriftgutes in den Mittelpunkt und erhebt diese besondere Quellengattung selbst zum Forschungsgegenstand, indem er aus transdisziplinärer Perspektive Gemeinsamkeiten und Unterschiede einer europäischen Universalie in Blick nimmt.

Inhalt:

  • Thomas Wetzstein, Prozeßschriftgut im Mittelalter – einführende Überlegungen

I. Gerichtsverfahren zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit:

  • Richard H. Helmholz, Quoniam contra falsam (X 2.19.11) and the Court Records of the English Church
  • Marita Blattmann, Beobachtungen zum Schrifteinsatz an einem deutschen Niedergericht um 1400: die Ingelheimer Haderbücher

II. Streitige Verfahren vor städtischen Gerichten:

  • Petra Schulte, Schriftgebrauch im Comasker Zivilprozeß des 13. Jahrhunderts: statutarische Norm und klösterliche Überlieferung
  • Daniel L. Smail, Aspects of Procedural Documentation in Marseille (14th–15th Centuries)

III. Streitige Verfahren vor kirchlichen Gerichten:

  • Christina Deutsch, Acta, Registra und Manualia consistorii. Die institutionelle Struktur des Regensburger geistlichen Gerichts und die Ordnung des Prozeßschriftgutes (15.–16. Jh.)
  • Hans-Jörg Gilomen, »… facto realiter in scriptis«: Schriftlichkeit und Mündlichkeit im Verfahren vor der Basler Konzilsrota

IV. Kirchliche Strafverfahren:

  • Thomas Scharff, Erfassen und Erschrecken. Funktionen des Prozeßschriftguts der kirchlichen Inquisition in Italien im 13. und frühen 14. Jahrhundert
  • Julien Théry, Faide nobiliaire et justice inquisitoire de la papauté à Sienne au temps des Neuf: les recollectiones d’une enquête de Benoît XII contre l’évêque Donosdeo de’ Malavolti (ASV, Collectoriae 61A et 404A)

V. Verfahren vor Obergerichten:

  • Christine Magin, Schriftlichkeit und Aktenverwaltung am Kammergericht Kaiser Friedrichs III.
  • Susanne Lepsius, Kontrolle von Amtsträgern durch Schrift. Luccheser Notare und Richter im Syndikatsprozeß.
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