Hugo Grotius und die Antike.
Römisches Recht und römische Ethik im frühneuzeitlichen Naturrecht

Benjamin Straumann

Studien zur Geschichte des Völkerrechts 14
Baden-Baden: Nomos 2007. VIII, 221 S.

ISBN: 978-3-8329-2692-2


Als Hugo Grotius 1604 vor der Aufgabe stand, die Beschlagnahme eines portugiesischen Schiffes durch eine niederländische Handelsgesellschaft in den Meerengen von Singapur rechtlich zu verteidigen, begegnete er dieser Herausforderung durch die Entwicklung eines konfessionell neutralen Naturrechts, das sowohl die sich herausbildenden souveränen Staaten als auch private Akteure als Subjekte anerkannte. Es ist die These dieses Buches, dass Grotius sich bei der Formulierung seines Naturrechts maßgeblich an gewissen Normen des römischen Rechts sowie der praktischen Ethik Ciceros orientierte und die Verwendung antiker Texte bei Grotius somit nicht bloße Manier oder Ornament darstellt, sondern eine grundlegende Wirkung auf seine Lehre ausgeübt hat. Hugo Grotius und die Antike zeigt, wie diese normative römische Tradition insbesondere auf Grotius’ folgenschwere Entwicklung eines Systems natürlicher subjektiver Rechte großen Einfluss ausgeübt hat und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um die ideengeschichtlichen Grundlagen solch subjektiver Rechte. Im Hinblick auf die Völkerrechtsgeschichte soll die Untersuchung dazu dienen, auf die vor- und frühstaatlichen Anfänge des modernen Völkerrechts vor dem Aufstieg des Positivismus hinzuweisen und daran zu erinnern, dass auch heute für ius cogens, Obligationen erga omnes und inhärente Rechte von Staaten letztlich nur naturrechtlich argumentiert werden kann und dass diese Argumente oftmals in der hier erhellten römischen Tradition stehen.

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