Gerechtigkeit verwalten.
Die spanische Justiz im Übergang zur Moderne

Johannes-Michael Scholz

Rechtsprechung. Materialien und Studien 19
Frankfurt am Main: Klostermann 2003. 2 Bde, XII, 2050 S., CD-ROM

ISSN: 0931-6183
ISBN: 978-3-465-03271-7


Spaniens Rechtsprechung erweist sich als ein soziales Universum, das ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend feldartig strukturiert war. Doch aller internen Polarisierung und jeglicher rechtlichen Sublimierung zum Trotz wurden die Bindungen zu den übrigen Herrschaftseliten nie gekappt. Schon gar nicht in den Jahrzehnten zuvor, als die Justiz aufgrund der Bürgerkriegswirren zum Ordnungshüter par excellence aufrückte. Die Professionalisierungsanstrengungen der Folgejahre stellten die allgegenwärtige Rückversicherung bei den familiär, landsmannschaftlich oder nutzfreundschaftlich begründeten Netzwerken keineswegs in Frage.

Analog zu anderen gesellschaftlichen Räumen verdankte die Judikative ihre Fundierung einer gleichermaßen kollektiven wie individuellen Kapitalakkumulation. Diese umfaßt bei allen juristischen Besonderheiten auch die soziale Kompetenz der justiziellen Entscheidungsträger. Beleg hierfür sind vor dem Hintergrund einer noch lange ehrzentrierten Arbeitsteilung die Gerichtsorganisation sowie eine Vielzahl von Einzeltechniken, angefangen bei der Aufbereitung des Konfliktmaterials bis hin zum administrativen Flankieren.

Begreiflich wird auch diese Rechtspflege im Grunde nur aus ihren symbolischen Einsätzen. Hierzu gehören die verschiedenartigsten Distanzierungsbemühungen, aber auch jene Regulative, die mit Blick auf den notwendigen Vertrauensvorschuß stets ein korrektes Verhalten demonstrieren sollten. Zu denken ist jedoch vornehmlich an formale Investitionen in der Form von Präzedenzien (doctrina legal). Fallweise und äußerlich faktenfrei zugleich, bereitete das Richterrecht des Tribunal Supremo situativ und daher besonders effizient auf die Moderne und ihr scheinbar unabweisbares Rechtsstaatsmodell vor.

Die der Analyse zugrunde liegenden Datenbanken werden über eine CD-ROM Dritten zur Verfügung gestellt.

Zur Redakteursansicht