Arbeit und Familie in vormodernen Gesellschaften

Band 338 der Studien zur europäischen Rechtsgeschichte erschienen

8. Februar 2023

Das Verhältnis von Familie und Arbeit im vormodernen Nordwesteuropa wird in diesem Sammelband neu beleuchtet. Seit den 1970er Jahren, so die beiden Herausgeberinnen Audrey Dauchy und Laila Scheuch, hat vor allem die Frauen- und Geschlechtergeschichte ein allzu enges Verständnis von Arbeit als reiner Erwerbsarbeit überwunden, indem auch die Handlungsmacht (agency) von Frauen angemessen gewürdigt wurde. Einflussreich waren etwa die grundlegenden Untersuchungen zum Arbeits- und Ehepaar im Alten Reich von Heide Wunder, welche die Historikerin selbst im Band zweisprachig reflektiert.

In dieser Forschungstradition stehen auch die weiteren versammelten Beiträge aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Die Fallstudien verwenden eine Vielfalt von Methoden, um die agency von Ehefrauen, Witwen oder Töchtern, ihr Verhältnis zur Arbeit im Kontext von Familienstrukturen sowie die Dynamik der sozialen Reproduktion in der Ständegesellschaft herauszuarbeiten. Auf Basis reichhaltiger archivalischer Quellen gelingt es den Autor*innen, die (Rechts-)Geschichte der Arbeit in der Familie, in einem verwandtschaftlichen Netzwerk oder in anderen sozialen Konstellationen wie Zünften, Dörfern und marginalisierten Gruppen (Juden, Sinti) exemplarisch zu analysieren.

Die Beiträge bringen Disziplinen wie die Frauen- und Gendergeschichte, Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in einen fruchtbaren Dialog und ermöglichen dank des weiten Untersuchungszeitraums – vom 13. bis ins 18. Jahrhundert – Einblicke in das sich wandelnde Verhältnis von Arbeit und Familie in der longue durée.

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