Morale internationale und humanité im Völkerrecht des späten 19. Jahrhunderts.
Bedeutung und Funktion in Staatenpraxis und Wissenschaft

Kristina Lovrić-Pernak

Studien zur Geschichte des Völkerrechts 30
Baden-Baden: Nomos 2013. XII, 187 S.

ISBN 978-3-848-70929-8


Die Dissertation im Rahmen des Projekts "Das Völkerrecht und seine Wissenschaft, 1789-1914" untersucht Bedeutung und Funktion der Termini Völkermoral und Humanität im Völkerrecht des späten 19. Jahrhunderts.

Entgegen der verbreiteten Annahme einer allgemeinen Verrechtlichung internationaler Beziehungen im 19. Jahrhundert und der hiermit verbundenen Etikettierung dieser Epoche als „positivistisch“ lässt sich in zeitgenössischen Quellen vielfach ein Rekurs auf Völkermoral, „international morality“, „international moral sense“ und Humanität feststellen. Dieser Rekurs erscheint auf verschiedenen Ebenen in der völkerrechtlichen Literatur und Staatenpraxis des 19. Jahrhunderts: im Zuge der Frage nach den Rechtsquellen und der Rechtsnatur des Völkerrechts, als Forderung an das Völkerrecht infolge moralisch als untragbar begriffener Phänomene (Beispiel: Sklavenhandel), als Voraussetzung für den Bestand einer internationalen Rechtsordnung und nicht zuletzt als Grenze für das Staatshandeln und die Völkerrechtsgemeinschaft selbst.

Anhand einer typologischen Untersuchung der Termini im Rahmen der einschlägigen Völkerrechtsliteratur sowie der ausgewählten Fallstudien Kongo-Konferenz 1884/85 (Kapitel 1), humanitärer Intervention im Zuge des Kongo-Skandals (Kapitel 2) und des Rechts zum Kriege und der Schiedsgerichtsbarkeit (Kapitel 3) wird nachgezeichnet, inwieweit die Termini morale internationale und humanité entgegen zeitgenössischer Ansicht gerade nicht ein sog. „Pseudo-Völkerrecht“ kennzeichneten.

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