Ein Tag im Leben eines Gerichtspräsidenten

Kultur und Recht in Franco-Spanien

Antonio Serrano González. Aus dem Spanischen übersetzt von Gabriele Rittig

Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 187
Das Europa der Diktatur 7
Frankfurt am Main: Klostermann 2005. X, 282 S.

ISSN 1610-6040
ISBN 3-465-03367-1


José Castán Tobeñas (1889–1969) gilt als einer der einflußreichsten Juristen Spaniens. Zum einen verfaßte er ein bekanntes und sehr einflußreiches Lehrbuch des Zivilrechts. Zum anderen war er fast genau so lange der Präsident des Obersten Spanischen Gerichtshofs, wie die Diktatur Francos dauerte. Trotz seiner Bedeutung (oder vielleicht gerade deswegen ) gibt es bis heute keine wissenschaftliche Arbeit, die sich mit ihm befaßt. Die nun vorliegende Studie, die sich zum ersten Mal auf Archivmaterial stützt, das neben juristischen Quellen Film und Tagespresse einschließt, enthüllt die Realität einer Persönlichkeit, die nicht zu dem Bild des reinen Zivilrechtlers paßt, das uns von seinen Hagiographen überliefert wurde. Castán war Student der Rechtswissenschaft in dem Zaragoza Luis Buñuels, Professor in Valencia während der letzten Jahre der Monarchie, Richter am Obersten Gerichtshof zur Zeit der Republik und nach einem notwendigen Depurationsprozeß später erneut unter Franco. Er war Zivilist, aber auf seine Weise auch Prozeßrechtler, Arbeitsrechtler, Förderer des Korporativismus, er verbreitete im Radio die grundlegenden Gesetze des Regimes Francos, und betätigte sich manchmal sogar als Soziologe auf dem Gebiet der Geschlechter und der Ehe. All diese Facetten und Wandlungen zeigt uns das vorliegende Buch, dessen spanische Originalfassung von El País als erster Beitrag zur Rechtsgeschichte und zur juristischen Kultur während der Diktatur gewürdigt wurde.

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