Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafjustiz 1780-1814

12. Oktober 2018

Die im Forschungsfeld „Strafrechtsgeschichte und historische Kriminalitätsforschung“ entstandene Dissertationsschrift von Vera Kallenberg, „Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafjustiz 1780-1814. Die Nicht-Einheit der jüdischen Geschichte“ ist erschienen.

Die Arbeit zeigt am Beispiel der Reichsstadt Frankfurt am Main vor dem Hintergrund der Umbrüche um 1800, dass die Strafjustiz kein gezieltes Instrument der Diskriminierung und Repression von Jüdinnen und Juden war, aber auch nicht nur als Instrument zur Konfliktregulierung, unabhängig von Minderheiten-, Aufenthaltsstatus, Stand, Geschlecht und Ehrvermögen, diente. Anhand von detaillierten Fallanalysen untersucht Vera Kallenberg erstmals systematisch, wie sich der rechtliche Sonderstatus der Juden sowie antijüdische Etikettierungen auf ihre Behandlung und Handlungsmöglichkeiten vor dem Strafgericht der christlichen Obrigkeiten auswirkten. Aus der Perspektive der jüdischen Minderheit macht die Arbeit die Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten sichtbar, die die deutsch-jüdische Geschichte durchzogen, und leistet einen Beitrag zur Rechts- und Kriminalitätsgeschichte der Übergangsphase zwischen Spätaufklärung und dem Ende der napoleonischen Ära.

Vera Kallenberg war bis Juni 2016 Doktorandin am MPI.

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