Der polnische Parteistaat und seine politischen Gegner 1944-1956

Andrzej Kaluza

Ius Commune Sonderheft 110
Frankfurt am Main: Klostermann 1998. XVI, 354 S.

ISSN: 0175-6532
ISBN: 3-465-02769-8


Die demokratische Transformation im heutigen Polen und der dadurch eröffnete Zugang zu den Archiven ermöglichen zeithistorische Studien über die Bedingungen von Systembrüchen und institutionellem Wandel. Aus dieser Perspektive analysiert der Autor Methoden und Techniken der Implementation des sozialistischen Systems in Polen zwischen 1944 und 1956. Die Konzentration auf Machttechniken ist dem gegenwärtigen Diskurs insoweit angemessen, als es sich in der Nachkriegszeit in Ostmitteleuropa um einen gewaltförmigen, von außen kontrollierten Prozeß der Oktroyierung des kommunistischen Regimes handelte und nicht um einen - wie asymmetrisch auch immer - interaktiven Lernprozeß, einen Prozeß, der darauf gerichtet war, jegliche gesellschaftliche Handlungskompetenz zu zerstören.

Das theoretische Konzept, das der Anlage der Arbeit zugrunde liegt, ist ein Begriff der civil society, der gesellschaftliche Institutionen, Akteure und das kulturelle Gewebe gesellschaftlicher Normen und Symbole einschließt und Sprache als das Medium der sinnvollen Verbindung der drei Ebenen von Sozietät sowie als wichtigen Schlüssel der Analyse faßt. Ergebnis der Untersuchung ist ein weit definierter Begriff des politischen Gegners, dessen polymorphe Gestalt in der wirren Nachkriegszeit durch das parteipolitische Zentrum immer wieder neu bestimmt werden mußte und beinahe das gesamte nichtkommunistische politische wie gesellschaftliche Spektrum umfaßte.

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